Unser Interesse an den Bienen
Auszüge aus einem Artikel des ""Bienenwirtschaftlichen
Centralblatts" vom Juni 1867, geschrieben von Wilhelm Busch:
Wie
kommt's denn nur, daß diese unscheinbaren Tierchen unser Interesse so
sehr in Anspruch nehmen? Kopf, Herz und Magen und der äußere
Repräsentant des letzteren, der ideale Inbegriff aller
Ergötzlichkeiten, der Geldbeutel, schwingen sich, wie immer so auch
hier, im lustigen Wechselreigen.
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Viel
mehr aber als der Geldbeutel ist es das Interesse des Kopfes, was den
eigentlichen Bienenfreund an seine Lieblinge gefesselt hält. Die Muße,
das Freiwerden des Verstandes aus dem Dienste der alltäglichen
Bedürfnisse, eröffnet ihm die Bahnen der Wissenschaft, der Analogien
und des sinnreichen Experiments.
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So sitzt nun der heitere Bienenzüchter
stundenlang vor den vielgeliebten Bienen, rauchend und grübelnd, über
vieles im klaren, über manches im dunkeln; der Bau, die Brut- und
Geschlechtsverhältnisse sind ihm durch Lehre und Anschauung bekannt
genug; aber gewisse absonderliche Dinge, wie die willkürliche Eierlage
der Königin, die Anlage der Diagnose bei den Arbeitsbienen und ihr
demgemäßes Handeln, alles das, was er im Gefühl seiner Menschenwürde
Instinkt zu nennen pflegt, wird seinem Kopfe wohl so lange anstößig
bleiben, bis er, in sein eignes Herz vertieft, sich entschließen kann,
den kleinen, aber rechtmäßigen Anteil des gemeinsamen Erbes seinen
bescheidenen Brüdern nicht länger vorzuenthalten. Er wird dann auch in
innerster Seele die Quelle finden, aus der sein Interesse an der Natur,
also auch seine Liebe zu den Bienen, hervorströmt; er wird sich das
Gefühl der innigen, alles umschlingenden Sympathie zum Bewußtsein
bringen, die nur in voller Einheit, in einer gemeinsamen
Wurzelverwandtschaft aller Dinge ihren letzten Grund haben kann.
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